Tag 24, von Lectoure nach Castelnau sur l‘ Auvignon (20 km, 390 HM⬆)

Francoise hatte den richtigen Restauranttip für uns Schleckermäuler und so ging´s zum Abendessen nach einem kleinen Aperitiv in die „Auberge des Bouviers“. Das vom Michelin Führer ausgezeichnete Restaurant war geschmackvoll eingerichtet und die als Amuse boche gereichten kleinen Häppchen plus der leckere Rotwein machten schon mal Appetit auf mehr. Die Speisekarte las sich unglaublich gut und während Hubertus sich nur für einen Hauptgang begeistern konnte, bestellten wir dagegen die „komplette“ Karte. Als Vorspeise schlemmten wir ein pochiertes Ei mit Pilzrahm sowie gefüllten Schweinefuß mit Morchelcreme. Die Vorspeisen waren köstlich und machten richtig Laune „mehr“.

Die Gascogne

Der Schattenmann

Das rosa gebratene Kalbsfilet mit Rotwein-Schalotten, das Lamm mit Rosmarin und die Entenbrust mit Stopfleber ließen uns das Wasser im Munde zusammen laufen und waren der absolute Knaller. Bei dieser Küche musste auf jeden Fall noch ein Dessert probiert werden und so gab’s als süßes Finale eine Creme Brulee mit Safran bzw. ein Omelett Gasconne (ein mit Teig umhülltes Rosineneis, das mit Meringue überbacken ist). Wir als pilgernde „Gourmetkritiker“ vergeben hier mindestens einen Stern, einziger Wermutstropfen war vielleicht der knuffige, supernette Kellner der alleine den Service schmiss und etwas überfordert wirkte.

Mittagsschläfchen

Blütenpracht

Rundum bestens verwöhnt ging’s nach einem Verdauungsspaziergang durch die Altstadt Richtung Hotel und dann in´s Bett, wo wir tief und fest wie die Murmeltiere schliefen. Die Nacht war wiedermal viel zu kurz und so saßen wir etwas gerädert am Frühstückstisch und schlürften starken, heißen Kaffee zum Wachwerden. Mit am Frühstückstisch saß noch ein nettes Pilgerpaar aus Paris und so nett die Unterhaltung auch war, um 8.00 Uhr war Abmarsch und nach einer herzlichen Verabschiedung von Francoise gings Richtung Castelnau. Der Wetterbericht versprach für heute 32-33 Grad und das merken wir schon auf den ersten Kilometern. Irgendwie läuft es sich heute zäh, jeder Schritt ist anstrengend und wir schwitzen schon nach wenigen Metern wie die Affen. Gleich hinter der Burgmauer geht es steil hinunter zum Fluss Gers und auf dem gerölligen Weg überholen wir eine sehr langsam laufende Pilgerin. Sie humpelt mehr als sie läuft, aber aufgeben kommt für Sie nicht in Frage. Courage, Madame und buen Camino !!!!
Auf geteerten Flurstraßen bzw. staubigen Feldwegen wandern wir entlang der Getreide- und Sonnenblumenfelder zum Weiler Espasot und dann hoch zum Croix de La Justice. Weit und breit gibt´s kein bisschen Schatten, die Sonne brennt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel und so wird der Regenschirm als Sonnenschutz genutzt. Den Tipp gab´s kostenlos von Elfe, die wir kurz hinter dem Weiler Espasot überholten und die schon zum x-ten Male den Camino läuft. Tausend dank, liebe Elfe:).
Bei der Hitze ist das A und O das regelmäßige Trinken, sowie das etwas langsamere Gehen. Dazu noch sein „Hirn“ einschalten, öfters Pause machen und so kann man die Tortur und Hitzeschlacht überstehen. In Marsolan finden wir Gott sei Dank neben der Kirche einen kleinen Tante Emma Laden mit Getränkeausschank. Ratzfatz sind die Rucksäcke abgeschnallt und schon sitzen wir bei einer kalten Coke und Schinkenbaguette im schattigen Garten. Nach der Rast geht es wieder raus in der brütenden Hitze Richtung Castelnau sur l’Auvignon. Die nächsten Kilometern auf einer asphaltierten Flurstraße sind ätzend und als wir an der Chapelle d‘ Abrin vorbeikommen, die früher ein Sitz der Johanniter von Jerusalem war, machen wir gleich nochmal Pause. Im Schatten der Kirchenmauern kann man es gut aushalten, aber hätten die Johanniter hier noch einen Fahrdienst, wir würden das Angebot bei der Gluthitze ohne Skrupel sofort annehmen. Da kein Fahrdienst existiert, entscheiden wir uns aber für die direkte Variante nach Castelnau und lassen La Romieu links liegen.
Die letzten Kilometer sind hart und der finale Anstieg hoch zur Gite „Les Arroucasses“ dauert schier ewig. Unsere Hausherren Jeanine & André Rodriguez erwarten uns schon auf der Terrasse und schenken uns verschwitzten und dehydrierten Pilgern erstmal große Gläser Leitungswasser ein. Alles andere (Spritzer Sirup) kostet und das findet nicht nur Heinz knickrig. Aber jetzt heißt es erstmal: Hinsetzen und wieder zu Kräften kommen. Die heutige Etappe war nicht von schlechten Eltern und hat uns ganz schön geschafft. Nach der Dusche geht´s uns schon wesentlich besser und als wir dann mit einem eiskalten Bierchen im Liegestuhl liegen und den restlichen Nachmittag mit süßem Nichtstun verbringen, ist alles bestens.

Marsolan

Hitze frei, kein Pilger in Sicht

Sonnenschutz bei 35 Grad

Ein Gedanke zu “Tag 24, von Lectoure nach Castelnau sur l‘ Auvignon (20 km, 390 HM⬆)

  1. Hallo Gerd und Pilgergesellen habt ja bereits schöne und unschöne Erfahrungen hinter euch gebracht. Alle Achtung für euer Durchhaltungsvermögen. Die Kommentare lesen sich einfach
    spannend, als wäre man selbst auf dem Jakobsweg dabei. Wünsche Euch auf euren weiteren Etappen gutes Wetter, nicht zu heiß und gute Unterkünfte. Bis demnächst liebe Grüße Manfred und Sonja.

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