Die Herberge von Marie & Yves war ein echter Volltreffer. Unsere Zimmer waren geschmackvoll eingerichtet, die Gemeinschaftsduschen und WC’s blitzsauber und der kleine grüne Innenhof lud förmlich zum Faulenzen ein. Pünktlich um 19.15 Uhr saß eine bunte Pilgerschar aus Frankreich, Norwegen und Deutschland am Esstisch und wartete gespannt auf Yves Schlemmerküche. Der „Bohnen-/Möhrensalat“ als Vorspeise mag für Kanickel genau das Richtige sein, uns fehlte da einfach etwas „Herzhaftes“. Deftig und lecker daher kamen dann die gebratenen Schweinekoteletts mit Bratkartoffeln und als Dessert gab´s noch gereiften Ziegenkäse mit Apfelkuchen. Einfache, aber gute Küche. Der gute Rotwein und die dann folgenden vielen landestypischen Trinksprüche wie „Sante“ – „Skol“ – „Salut“ sowie „Prost“ sorgten für einen herrlichen und lustigen Abend.
Frühstück gab´s ab 7.00 Uhr und da es heute mit 32 Grad wieder sehr heiß wird, brechen viele schon früh auf. Auch wir starten kurz vor 8.00 Uhr und laufen erstmal auf geteerten Nebenstraßen Richtung Ferriéres Bas. Hinter dem Bauernhof biegen wir endlich auf einen Feldweg ab und wandern durch lichte Eichenwälder, wo wir immer wieder auf alte Grabkammern (Dolmen) aus der Bronzezeit stoßen. Die Eichenwälder in der Region sind fast alle für die Trüffelgewinnung angepflanzt, die Bäume stehen wie die Soldaten akkurat in Reih und Glied und das hat leider so gar nichts von einem Wald. Brusthohe Feldsteinmauern bzw. Maschendrahtzäune schützen zudem die Plantagen vor unliebsamen Besuch, denn nicht nur Wildscheine haben Trüffel zum Fressen gern?.
Im Dorf Varaire entdecken wir eine kleines Café und genehmigen uns erstmal einen Cappuccino. Varaire war im Mittelalter ein wichtiger Ort auf dem Jakobsweg, hier gab es ein Pilgerhospiz und mehrere Herbergen. Heute ist es ein trostloses Nest und man kann froh sein, wenn die Dorfkneipe und der winzige Tante Emma Laden geöffnet hat. Es geht weiter auf schönen, einsamen Feldwegen durch die Landschaft der „Causse de Limogne“. Unzählige Schmetterlinge tanzen auf kleinen Steinmauern und hier und da stehen noch alte Steinzisternen am Wegesrand. Die Sonne brennt inzwischen gnadenlos und es ist brütend heiß, als wir gegen Mittag das Örtchen Bach erreichen.
Hier ist die Zeit stehen geblieben. Die mittelalterlichen Häuser sind top renoviert, überall finden sich blühende Hortensien und Rosen in den Vorgärten und die vielen engen Gassen geben dem Dorf ein ganz besonderes Flair. In einer Nebengasse entdecken wir das kleine Restaurant Lou Bourdier mit so einer leckeren Mittagskarte, dass wir uns spontan zu einem Lunch entscheiden. Wir sehen anscheinend so ausgehungert aus, dass schon nach wenigen Minuten eine große Schüssel dampfende Champignoncremesuppe auf dem Tisch steht. „Mei is die guat“, aber einmal Nachschlag muss reichen. Die bestellte Fleischterrine mit Salat und die „kleine“ Portion Entenconfit mit Kartoffelgratin sind einfach super leckere Hausmannskost. Die Joghurt Panna Cotta mit Fruchtsauce schaffen wir auch noch und die gute Flasche Rosewein beschert uns mit Sicherheit später noch schwere Beine. Aber was soll’s, bis zum Convent de Vaylats sind´s gerademal 4 Kilometer und die sollten mit vollem Bauch und dicken Waden auf jeden Fall zu schaffen sein. Auf der alten römischen Feldstraße geht´s nach dem opulenten Mittagsschmaus nun schnurgerade durch die Felder bis zum Kloster in Vaylats. Nach dem Einchecken und beim Betreten unseres Zimmers im Convent zucken wir schon etwas zusammen. Der 50iger Jahre Charme mit den sich ablösenden Tapeten und dem Waschbottich im Zimmer sind nicht wirklich das, was man sich nach einer so schweißtreibenden Etappe wünscht. Aber warten wir mal ab, was noch so alles kommt:)
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Liebe herzbrüder, eure Berichte lesen sich sehr spannend, manchmal wie ein gourmet-weinführer, aber das macht das ganze eben auch so interessant. Wir sind schon fast süchtig auf jede neue Story und freuen uns jedes Mal wenn ihr was gescheites zum Essen und Trinken bekommt. Gratulation zu mehr.als der Hälfte eurer etappe.weiterhin Bon voyage von Tina und Helmuth