Der Outdoor Führer versprach nicht zuviel, was Betty und ihre tolle Herberge betrifft. Alles ist picobello sauber, die Zimmer sind modern und gut eingerichtet und die Chefin selbst wäscht bei Bedarf und Wunsch, die verschwitzten Klamotten der Pilger. Einfach perfekt und so freuen wir uns schon auf den weiteren Abend. Da noch weitere Pilger hier heute übernachten, sitzt Punkt 19.30 Uhr eine hungrige Meute am großen Esstisch und wartet gespannt auf Betty`s Kochkünste. Das Abendessen (Gemüsesuppe, Rindsgulasch mit Nudeln, Käse und Kuchen) war super lecker und bei reichlich Rotwein bzw. Birnenschnaps versuchte man doch glatt uns das Pilgerlied des Jakobus noch zu lernen. Aber alle Versuche scheiterten kläglich und so erzählten Sybille und Rudi von ihren Abenteuern auf den spanischen Jakobswegen. Auch Simone, die von Köln nach Santiago laufen will, wußte einiges zu berichten und so sammelten wir fleißig Informationen und Tipps. Der Abend wurde mal wieder spät und nach einem gemeinsamen Gutenachtlied ging´s in die Federn.
Frühmorgens um 6.00 Uhr klingelt der Wecker und nach dem Packen unserer Rucksäcke gehts zum Frühstück. Zur Abwechslung ist das Weißbrot getoastet, die hausgemachte Marmelade ausgezeichnet und nach einer herzlichen Verabschiedung von Betty brechen wir Richtung Cancel auf.
Auf Flur- und Feldwegen wandern wir die nächsten Kilometer immer wieder an dichten Vogelhecken entlang, staunen über mächtige Esskastanien und genießen die absolute Ruhe. Kein Verkehrslärm, keine Pilger, einfach Natur pur. Himmlisch!!! Ein Waldpfad führt uns zwischen Buchen und Eichen erst steil abwärts an den Bach Cancel und dann wieder hinauf in den Weiler La Roziére. In dem winzigen Nest gibt es außer einer hölzernen Marienstatue und einer Trinkwaserstelle (Gott sei Dank) rein gar nichts und so laufen wir weiter durch eine Landschaft, die stark an das Allgäu erinnert. Vom Weiler Cinqpeyres sehen wir dann schon eines der schönsten Dörfer Frankreichs, Saint-Côme-d’Olt. Das Städtchen wurde wegen seiner vielen historischen Bauwerke sowie der sehenswerten Altstadt mit diesem Label ausgezeichnet und so laufen wir durch die engen Gassen und bewundern die schmucken mittelalterlichen Häuser, besuchen die romanische Chapelle de La Bouysse aus dem 10. Jh. und finden schließlich eine nette Cafè-Bar. Der bretonische Wirt ist „Bombe“ und das bestellte Pilgermenü einfach nur köstlich. Zudem haben wir auf der Terasse einen super Platz, können jeden vorbeilaufenden Pilger begrüßen und ein Schwätzchen halten. Was wollen wir mehr und so brechen wir erst am frühen Nachmittag nach Espalion auf.
Die Mittagssonne brennt mittlerweile mit tierischen 30 Grad vom wolkenlosen Himmel und da kein Lüftchen weht, wird es richtig anstrengend. Die Abkürzung entlang des Flusses Lot auf einer öden Teerstraße kommt für uns nicht in Frage, wir nehmen den schöneren Originalweg hoch oben am Bergkamm.
Aber erstmal geht´s auf einem fast zugewachsenen Pfad durch einen verwilderten Wald mit alten Buchen, Eichen und Kastanienbäumen steil hinauf. So romantisch das ja klingt, uns verlangt es alles an Kräften ab. Wir schwitzen wie die Teufel, aber nach 1,5 Stunden sind wir endlich oben und werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Vor uns erstreckt sich das schöne Lottal, der Burgberg mit der Stadt Espalion und in der Ferne entdecken wir das Hochland des Aubrac. Grandios! Jetzt heiß es aber nochmals auf die Zähne beißen, denn der Anstieg durch den Vulkanschlot hoch zum Gipfelkreuz mit der steinernen Marienstatue ist brutal. Mit Hängen und Würgen erreichen wir den Gipfel und suchen dort sofort ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen. Nix wie raus aus der Sonne, wir fühlen uns wie Trockenobst und sind einfach nur platt. Die Pause tut richtig gut und nachdem die letzten Wasservorräte brüderlich geteilt werden, geht´s in viele Serpentinen hinab nach Espalion. Am Ortseingang kommen wir noch an der aus rotem Sandstein gebauten sehr schönen Perserkirche vorbei, in der der Heilige Hilarius von Espalion von den Sarazenen geköpft wurde, bevor es über die alte Steinbrücke Pont Vieux und den Fluss Lot in die Altstadt geht. Nach kurzer Suche entdecken wir unser Chambres d’hôtes, wo Hausherr Bernard mit seinem Rauhaardackel uns schon auf der Terrasse erwartet. Der gute Mann weiß sofort was wir bei dieser Affenhitze brauchen und bringt gleichmal 3 eiskalte Flaschen „1664“ Pils für den „Duàschd“. Super!
Da hat euch Betty ja ganz schön umsorgt! Und nun: auf nach Golinhac mit seinen „beschränkten Übernachtungsmöglichkeiten“ und einer einfachen Pilgerherberge auf dem Campingplatz (Wikipedia). Dafür wünsche ich euch viel Kraft – oder ein passendes Ausweichquartier!
Hallo, ihr lieben Pilgerbrüder
bereits 1 Woche geschafft !!! Toll.
Für Morgen alles Gute, viel Kondition, herrliches Wetter, gute Laune
und wieder schöne Landschaften und Erlebnisse.
Viele Grüße
Elli
Konnte es wieder kaum erwarten, Euren Bericht zu lesen! Wünsche Euch weiterhin gute Stimmung, gute Kondition, tolles Essen und wunderbare Landschaften sowie a bisserl weniger Hitze. Alles Gute, Evi