Umwege und Mehrkilometer sind wir ja inzwischen gewöhnt, aber das gestriges Quartier befand sichdann doch noch 800 Meter außerhalb von Nasbinals. Zur Strafe (wer singt schon Reinhard Fendrich) lag das Restaurant des Hotels mitten im Ort und so hatten wir zusätzliche 1,6 Kilometer zu laufen. In der Gaststube trafen wir Damian, Hans-Josef und Karina und gemeinsam ließen wir uns das Pilgermenü schmecken. Vor allem das Aligot mit Rindfleisch (Aligot ist eine typische regionale Spezialität und entspricht einem zähen, aber wohlschmeckenden Kartoffel-Käsebrei) war richtig gut, Käse und Kuchen lecker und die Flasche Rotwein schnell leergetrunken. Der Verdauungsspaziergang zum Hotel hätte zwar nicht so lange sein müssen, aber kurz nach 23.00 Uhr lagen wir in den Betten. Mitten in der Nacht machte Gerd’s Bett mit einem Höllenlärm die Grätsche, der Lattenrost brach durch und das lag definitv nicht an seinem Körpergewicht. Da half nur eins: Basteln, Werkeln und „Stunden“ später war die Nachtruhe wieder hergestellt.
Nach einem recht passablem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Aubrac. Der unbefestigte Forstweg führt erst runter zum Bach Chambouliés, von dort geht´s steil hoch durch offenes und hügeliges Weideland bis zur verlassenen Sennhütte Pascalet. Mit größter Vorsicht queren wir dabei die riesigen Kuhweiden, aber zum Glück sind Kühe und Kälber mit Fressen bzw. Wiederkäuen beschäftigt, so dass sie einen kaum beachten und nicht gleich zur Pilgerjagd blasen.
Die nächsten 2 Stunden wandern wir stetig bergauf und erreichen kurz vor dem Örtchen Aubrac den höchsten Punkt (1368 Meter) der Via Podensis. Im Dorf Aubrac liefen die Vorbereitungen für das Almfest am Samstag auf Hochtouren und überall wimmelte es von Handwerkern und ehrenamtlichen Helfern. Fahnen, Girlanden und Straßenabsperrungen werden aufgebaut, wo am Wochenende Hunderte von Tieren aufgetrieben werden. Das Schauspiel ist die Touristenattraktion schlechthin und einer der Höhepunkte in der Region Aubrac. Im Kulturcafé trinken wir einen Espresso und brechen dann nach Saint-Chély-d’Aubrac auf. Die Landschaft verändert sich nun schlagartig. Statt Weidelandschaft gibt´s jetzt Buchen-, Eichen- und Kastanienwälder und auf einem steinigen Fußweg geht´s stetig bergab Richtung Saint-Chèly.
Wir kommen nur langsam voran, weil wir ständig was Neues entdecken. Wilde Orchideen, Funkien, Fette Henne, Sumpfdotterblume sind einige der vielen Blumen, die wir am Wegesrand erkennen. Wir marschieren durch verfallene Dörfer, sehen eingestürzte Burgruinen und Infotafeln in den Wäldern berichten von unzähligen Plünderungen und Morden an Pilgern im Mittelalter. Mittlerweile ist es drückend heiß und in dem engen Talkessel runter nach Saint-Chély-d’Aubrac steht die Luft. Zur besten Mittagszeit erreichen wir das Dörfchen Saint-Chély-d’Aubrac und finden auch gleich am Marktplatz eine nette Brasserie. Auf der rappelvollen Terasse entdecken wir noch ein freies Plätzchen gleich neben den trinkfesten Pilgerfreundinnen aus Norwegen und so bestellen wir uns gleichmal ein Radler. Die Mädls hingegen lassen es ordentlich krachen und feiern ihren letzten Tag auf dem Camino mit reichlich Alkohol. Na ja, einmal „Skol“ geht bei der Hitze, aber da wir noch 8 Kilometer laufen müssen bleibt es bei Wasser und einem kleinen Omelette. Die Pause fällt dann doch etwas länger aus und nach einer herzlichen Verabschiedung gehts auf die letzten Meter nach L’Estrade. Der Weg hoch zum Weiler Les Recours ist heftig, aber danach wandern wir fast ausschließlich auf dem kleinen Hochplateau durch dichte Wälder bis nach Les Cambrassats. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht und am Spätnachmittag sehen wir unser Ziel der heutigen Etappe, den Weiler L’Estrade. Die Gite d’etape von Betty soll eine der Besten auf dem Weg sein und da sind wir natürlich gespannt. In der Herberge gibt es aber erstmal eine strenge Leibesvisitation, danach werden die Rucksäcke in Wäschewannen entleert (Bettwanzen) und erst dann gibts zur Belohnung ein Bierchen im Garten. Alles schön und gut Betty, aber die Reihenfolge der Abläufe müssen wir dringenst klären.
Hallo, ihr 3!
Das liest sich doch ganz toll, bisher. Wetter passt, Rinder sind brav und Bierchen schmeckt. Wenn ihr noch einen Kompass dabei hättet, würde auch die Richtung immer stimmen?. Nur das mit dem Bett, Gerd, würde mir doch zu denken geben. Wie wäre es mal mit Sport??
Beste Grüße und noch ganz viele tolle Tage. Ihr schafft das! Klaus H.