Tag 6, von Aumont-Aubrac nach Nasbinals (28 km, 550 HM⬆)

Hausherr André hatte für uns ausgedörrten Pilger nicht mal ein Bierchen im Kühlschrank und so marschierten wir flugs in die nächstbeste Dorfkneipe und sorgen erstmal für eine ausgeglichene Trinkbilanz. Das Abendessen in der Herberge war ganz in Ordnung, wenn man mal das Kaninchenfutter (Rohkostplatte) als Vorspeise schnell vergisst. Das leckere Rindergulasch mit Kartoffeln war leider etwas knapp kalkuliert, aber zumindest der Rotwein war ganz passabel. Für`s Verdauungsschnäpschen schleppten wir unsere müden Knochen abermalig in die Dorfkneipe, dann gings jedoch ins Bett.
Das sehr übersichtliche Frühstück war nicht gerade berauschend und so machten wir uns kurz vor 8.00 Uhr auf den Weg ins nächstbestes Outdoorgeschäft!!! Heinz wollte unbedingt „shoppen“ und so kauften wir Hosenträger, einen stylischen Pilgerhut und natürlich zum x-ten Male neue Einlegesohlen. Der Einkaufsbummel dauerte schlappe 30 Minuten und in der Bäckerei warteten wir nochmals 15 Minuten auf 3 belegte Sandwiches. Das war aber noch nicht alles, denn auf den nächsten Kilometer wurden die Hosenträger und die Einlegesohlen mehrmals an- bzw. ausgezogen und so kamen wir mal wieder vom rechten Weg ab. Wahnsinn!!!

Stolz trägt er seinen neuen Pilgerhut

Schlussverkauf

Letztendlich waren es zum Glück nur ca. 1,5 Kilometer Umweg und so erreichten wir das Dörfchen Lasbros nach knapp 2 Stunden. An der Kirche Chapelle de Bastide erinnert eine Stele an den Schriftsteller Felix Ramize und hier im Schatten treffen wir mal wieder alte Pilgerfreunde. Da sind Karina und Hans-Josef, einige Franzosen sowie ein Pilgerpaar aus Kanada, die im Schatten der alten Sommerlinde sich ausruhen und Brotzeit machen.
Ein kleines Schwätzchen geht zwar immer, aber dann wollen wir weiter. Die geteerten Flurwege bis nach Les Quatre Chemins sind echt ätzend und Gift für unsere Füße. Überraschenderweise findet man in dem kleinen Weiler einen Imbiss und die Hütte ist brechend voll. Eine alte Bäuerin backt und verkauft hier süße Mandel-Cremestangen und dieses Schmankerl müssen wir unbedingt kosten. Das süße Gebäck ist super lecker, der Kaffee richtig gut und das Ratschen mit den Pilgern noch besser. Die Zeit vergeht wie im Flug und so gerne wir auch bleiben möchten, es liegen noch immer 17 km vor uns und so drücken wir etwas auf’s Tempo. Die nächsten Stunden auf einem schmalen Pfad zwischen saftigen Wiesen und Weiden, dann entlang von uralten Trockensteinmauern durch die sanft hügelige Landschaft des Aubrac nach Finieyros, sind einfach nur ein Traum. Diese unendliche Weite mit den vielen kleinen Bachläufen, dazu die Magerwiesen voll mit blühenden Wildnarzissen sind grandios und wir können uns gar nicht satt sehen.

Das Hochland „La Margaride“

Das Flüsschen Tence

On the Road

Unendliche Weiten, Stille und Ruhe

Soviel Natur macht anscheinend übermütig und so ziehen Hubertus und Heinz lauthals singend mit dem Kulturgut „du bist die Blume vom Gemeinebau“ von Reinhard Fendrich in den Weiler Finrequer und erschrecken damit nicht nur die Franzosen. Bevor die Gesangeskünste noch mehr Schaden anrichten, finden wir ein kleines Café und machen Brotzeit. Nach einer kleinen Siesta brechen wir am frühen Nachmittag Richtung Roc des Loupes, dem höchsten Punkt der heutigen Etappe, auf. Die karge wunderschöne Wiesenlandschaft lässt uns nicht los und vom Gipfel des Roc des Loupes genießen wir eine fantastische Aussicht. Auf einem Trampelpfad geht’s nun flott immer leicht bergab und so ist im Weiler Montgros noch Zeit für einen kleinen Espresso. Am Spätnachmittag (17.30 Uhr) erreichen wir Nasbinals und unser Hotel  Randonnée, wo wir erstmal mit einem „bière blanche“ auf die heutige erfolgreiche Etappe anstoßen.

Siesta

Wild – Narzissen

6 Gedanken zu “Tag 6, von Aumont-Aubrac nach Nasbinals (28 km, 550 HM⬆)

  1. Wer nach dem Genuss einer Rohkostplatte unbedingt Hosenträger braucht…der nascht heimlich!
    Aber der Hut steht ihm…irgendwie verwegen…
    Ihr wolltet also schon wieder aus der Reihe tanzen….3 fesche, gut gelaunte Pilgersmänner mit frischen Einlegesohlen und einem flotten Lied auf den Lippen…da hat so ein „petit panneau“ natürlich keine Chance:)
    In 7 Tagen schlappe 6 Kilometer „Zusatzleistung“….bin gespannt, wie’s weitergeht! 🙂

  2. Hallo ihr 3, jetzt meldet sich mal euer Mitläufer der vergangenen Jahre. Gerne würde ich bei euren Irrwegen und Pastis dabei sein. Die schönen Bilder machen es nicht leichter, aber macht bitte so weiter.
    Wenn ich jetzt noch herausfinde, wie mein Avatar wieder neben dem Kommentar erscheint…
    Viele Grüsse, Klaus (M)

  3. Shopping Tour, Singen, Ratschen, in Cafés einfallen, 28 km marschieren und das alles auch noch bei super Wetter – ich hör eure Männerherzen lachen. Macht weiter so! Ich bin dann auch mal weg und werde in den nächsten Tagen meinen „Senf“ nicht dazu geben können. Mit Kerzerln anzünden wird es in Marokko auch nicht so gesegnet sein, also müsst ihr zusehen, dass ihr eure Etappen alleine bewältigt. Macht es gut ihr drei und bis irgendwann mal wieder??? Uschi

  4. Ihr lieben Pilgerbrüder,
    alle Achtung, ihr habt ja wieder eine lange Tour geschafft.
    Aber sagt mal, wo wollt ihr eigentlich hin, weil ihr oft die falsche Richtung gehen wollt?
    Ihr wisst schon euer Ziel?
    Für morgen den richtigen Weg, viel Kraft und Zuversicht, gutes Schuhwerk, schönes Wetter
    und viel Spaß.
    Herzliche Grüße
    Elli

  5. Hallo Herzbrüder!
    Wir sind gestern Nacht nach langer Zugfahrt wieder zu Hause angekommen. Wir haben uns jedes Mal gefreut, wenn wir euch getroffen haben. Passt gut auf, dass ihr nicht mehr vom rechten Weg abkommt. Liebe Grüße von den 3 Schwestern aus Österreich.

  6. Ich will Euch singen hören !!! Dass Ihr dazu noch in der Lage seid bei solch anstrengender Tour – ich verneige mich tief ! Freue mich auf die noch fehlenden Fotos, konnte es nicht mehr erwarten Euren Bericht zu lesen. Weiterhin alles alles Gute !!!
    Liebe Grüße, Evi

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