Das gestrige Deutschlandspiel kostete eine Menge Nerven, aber wir hatten gewonnen und so saßen wir gleich nach dem Spiel am Küchentisch der Hausherren und freuten uns auf`s Abendessen. Wir hatten einen Bärenhunger und Madame ließ sich nicht zweimal bitte. Klatsch!, schon hatte jeder von uns einen großen Löffel undefinierbare Masse auf dem Teller. Das Ganze sollte einen Kartoffel-Rote Beete-Möhren-Tomaten Salat darstellen, der nur mit reichlich Vinaigrette einigermaßen vernünftig schmeckte. Die dann folgende Spezialität von Madame mag für Zahnlose eine Offenbarung sein, wir hatten damit aber so unsere Probleme. Reisflocken mit Zucchini, Auberginen und Speck kamen als matschiger Brei auf den Tisch. Viel Gewürz, Salz und Pfeffer machten das Ganze irgendwie genießbar. Der Rotwein half und die Crème Caramel versöhnte ein klein wenig. Vor dem Einschlafen ließen wir die letzten Tage und Wochen nochmals Revue passieren und stellten fest, dass nicht immer alles so rosig war und es auch die eine oder andere Meinungs-verschiedenheit gab. Morgen stand also die letzte Etappe auf dem Programm und so war die letzte Nacht doch etwas unruhig. Kurz nach sieben Uhr ging`s zum Frühstücken. Getoastete Alt-Baguettescheiben mit verschiedenen Konfitüren, dazu Kaffee – mehr gab’s heute nicht und so machten wir uns wenig später auf den Weg.
Grundsätzlich geht der Camino fast immer von der Dorfkirche aus weiter, aber in den letzten Tagen wurden wir eines Besseren belehrt. An der Kirche bemerken wir den Irrtum, also Führer raus und nachlesen. Zwei Straßen weiter verläuft der Jakobsweg und wenige Minuten später sind wir schon wieder auf dem richtigen Weg nach Tournecol. Die ersten Kilometer sind ätzend und lebensgefährlich. Wir laufen ausschließlich am schmalen Straßenrand der stark befahrenen D28, dicke LKW-Brummer rauschen ständig an uns vorbei und der Gestank ist schrecklich.
Salut!
Blick über das weite Tal
Nach gefühlten endlosen Minuten biegen wir endlich auf einen unbefestigten Feldweg ab und der Spuk ist Gott sei Dank vorbei. Am Bach Sumène laufen wir bis zum Weiler Eynac entlang. Links und rechts des Tales wurde vor langer Zeit Bergbau betrieben und markante Felsformationen bestimmen das Landschaftsbild. Steil geht es durch einen Nadelwald hoch ins Dorf Tournecol, das über die Region hinaus bekannt ist für seine Pizzen. Die sollen nämlich eine Delikatesse sein, werden sie doch im alten Backhaus am Dorfplatz frisch gebacken.
Ich bin der Größte
Le bel village
Leider strömt uns kein Duft von ofenfrischer Pizza in die Nase, das alte Backhaus ist leider nicht in Betrieb. Enttäuscht geht es bergab nach St-Germain-Laprade, wo wir natürlich auch keine offene Cafébar finden. Einmal Pech, immer Pech! Der Supermarkt hat Gott sei Dank geöffnet und frisches Baguette und eine Banane müssen für`s Erste reichen. Am Dorfbrunnen füllen wir sicherheitshalber die Wasserflaschen nochmals voll, denn bei 25 Grad und Tendenz steigend wollen wir nicht auf dem Trockenen sitzen. Stadtauswärts laufen wir erst auf einer Teerstraße um dann bergauf zum Montjoie zu steigen. Der Hohlweg ist steil und nur langsam kommen wir auf den Berg hoch. Die Landschaft ist jetzt stark von Getreide und Viehzucht geprägt, auf den Wegen ist man trotz allem noch alleine unterwegs obwohl Le Puy mit seinen 20.000. Einwohnern nur 10 km entfernt ist. Vom Montjoie (Berg der Freude) sehen wir die Stadt Le Puy in seiner vollen Pracht, wie schon viele unzählige Pilger auch über die Jahrhunderte. Dies zu wissen stimmt uns nachdenklich und lässt uns erstmal eine Zeitlang innehalten. Die bekannten Stadtzeichen, die Vulkannadel mit der winzigen Kirche Saint-Michel-d’Aiguilhe und der zweite Vulkankegel mit der 22 m hohen Marienstatue, leuchten in der Sonne und sind super zu sehen. So einen Willkommensgruß haben wir uns gewünscht und wir fliegen auf den letzten Kilometern. Es geht zwar nur durch triste Vororte und graue Bezirke, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.
Nur noch ein Katzensprung
Doch nicht da hoch, oder ?
Wir sind in Le Puy und stehen ergriffen vor der eindrucksvollen Kathedrale Notre-Dame-de-France. 140 Steinstufen führen hoch ins Kirchenschiff und diese müssen auf jeden Fall noch gemeistert werden.
Wir schaffen die Stufen! Wäre doch gelacht, wenn jetzt noch einer schlapp machen würde und stehen wenige Minuten später in der Kathedrale vor der berühmten Schwarzen Madonna von Le Puy. Andachtsvoll halten wir inne und bedanken uns für die gute Zeit auf dem Weg, den Schutz den wir erfahren durften und das wir gesund und munter hier heute angekommen sind.
Eine nette alte Dame gibt uns im Souvenirshop nicht nur den Pilgerstempel, sie zeigt uns auch den kürzesten Weg zur Pilgerherberge. Die ehemalige Klosteranlage ist riesig, die Zimmer sind aber tip top sauber und nach einer heißen Dusche gibt´s das wohlverdiente erste Bierchen.
Kathedrale von Le Puy
Noch einmal stärken
Hallo ihr tapferen Wanderer. Ich habe ja nur ab und zu reingeschaut, aber das ist schon eine supertolle Leistung und, wie ich schon sagte, macht sie auch Appetit auf eben diese Erlebnisse (schöne Landschaften, nette Leute, gutes Wetter und gutes Essen -:)) was will Mensch mehr. Willkommen dann zu Hause.
Boa – ich finde euch so toll 🙂 sagenhaft, was Ihr da wieder geleistet habt!
Herzlichen Glückwunsch!!!
Doris und weitere Fans der Kardiologie Klinik St. Irmingard
Gratuliere! Über 600km gelaufen; wollen da die Beine überhaupt noch still sitzen? Geniesst euren Tag in LePuy.
Der TGV für die Rückfahrt ist ca. 200m lang. Die ganz Unruhigen unter euch können ja die Tagesetappe mit 100 Bahnen erledigen.
Hallo, ich gratuliere euch zur gelungenen Pilgertour. Schoen, dass Ihr es so gut geschafft habt. Fuer uns hat der Alltag schon wieder begonnen.
Wuensch Euch noch alles Gute und gute Heimfahrt.