Nach einem kurzen, steilen Abstieg kommen wir an den Fluss Lignon und laufen am Uferrand bis nach Tence. Große, fette Forellen tummeln sich in der Strömung und einige Anglern stehen hüfthoch im Wasser und versuchen ihr Glück beim Fliegenfischen. Über die alte Steinbrücke kommen wir ins Städtchen und in der wunderschönen Kirche gibt`s den begehrten Pilgerstempel.
Tence war schon im Mittelalter eine wichtige Station für Pilger und die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und historischen Gebäuden verbreitet auch heute noch ein tolles Flair. Im Café du Midi trinken wir erstmal einen Milchkaffee, Heinz besorgt sich noch Blasenpflaster in der Apotheke und dann beginnt unsere ganz persönliche Odyssee. Ziel- und planlos laufen wir durch die Stadt, immer auf der Suche nach Wegweisern des Jakobsweges. Irgendwann sind wir am anderen Ende der Stadt, komplett falsch und stinkesauer. Wir müssen uns aber an die eigene Nase packen! Nach dem Weg fragen kostet nichts und falscher Stolz ist fehl am Platz. Also wieder zurück zum Tourismusbüro, nachfragen und schon finden wir die Wegweiser und die Pilgermuschel führt uns Richtung St-Jeures. Es geht über eine alte Steinbrücke hoch zum Château Joux, das außer seinem bekannten Ziegenkäse nicht viel zu bieten hat. Die wenigen Anstiege nehmen wir heute mit links und auf dem Waldweg nach Pouzols treffen wir einen waschechten Franken aus Nürnberg. Kurzes Pläuschchen und verwundert lauschen wir seinen sportlichen Zielen. Er „rennt“ von Lindau nach Santiago in 90 Tagen und schafft am Tag minimum 30 – 40 Kilometer. Unser Sportsfreund drückt auf`s Tempo, innehalten und die Natur genießen sind da wohl Fremdwörter. Wir Rentnerband sind ihm aber definitiv zu langsam und schon ist er auf und davon. Buen Camino, Franke. Soviel Power macht uns echt hungrig und da die Mittagspause längst überfällig ist, wird erstmal ein schönes Plätzchen zum Rasten gesucht.
Von Westen zieht eine Schlechtwetterfront auf und so geht’s flott weiter. Vom Croix de Couvet sehen wir unseren Zielort St-Jeures, aber es fängt mal wieder an zu nieseln. Der Regenschutz wird im Eiltempo übergeworfen und eine knappe Stunde später erreichen wir unser Ziel. Das Chambres d’Hôtes Le Fougal macht einen sehr guten Eindruck und das „erste“ Pils ist lecker und schmeckt. Santé.
Euer Tag 28-Bericht klingt herrlich entspannt – weil nur noch 2 Tage vor Euch liegen ?
Für den Rest Eurer langen Pilgertour wünsche ich Euch alles Gute !