Tag 16, von Serrières-en-Chautagne nach Jongieux le Haut (28 km, 360 HM ⬆, 120 HM ⬇)

Der Wohntrailer des gestrigen Nachtquartiers auf dem Campingplatz war sauber und gut und die 6 qm großen Einzelzimmer ausreichend. Nach all den Entbehrungen schon fast wieder Luxus. Nach einem schnellen, einfachen Abendbrot in der Dorfschänke ging’s zum Fußball. Der Erfolg Deutschlands wurde reichlich begossen und kurz vor Mitternacht lag jeder in seinem Bettchen.
An Schlaf war wenig zu denken. Bis in den frühen Morgenstunden prasselte der Regen auf das Kunststoffvordach und verursachte einen Höllenlärm. Nach einem kleinen Frühstück mit Croissant und Kaffee im Supermarkt geht’s los Richtung Chanaz. Die Wege sind trotz der Nässe im Naturschutzgebiet entlang der Rhone in einem guten Zustand und so schaffen wir knapp 6 km in der Stunde.Wir kommen super voran und ignorieren in unserem jugendlichen Leichtsinn den gut ausgeschilderten, aber aufgeweichten Jakobsweg und nehmen dafür lieber den befestigten Uferweg.
Wären wir mal besser den Camino gelaufen. Nach 2,5 km stehen wir vor einer Furt und haben somit ein Problem. Der Weg ist ca. 1,5 Meter tief überflutet und kann nicht überquert werden. Der Vorschlag von Heinz „Hose aus und durch“ nehmen wir zur Kenntnis, aber wird bei dem kalten Wasser nicht weiter verfolgt:). Da es keine sonstigen Möglichkeiten des Übersetzens gibt, kommen die ersten Diskussionen der Schuldfrage auf.
Die Badehose hab ich jetzt aber nicht dabei ?

Pack die Badehose ein, …i ?

Nur ein Pfützchen

Ist doch nur ein Pfützchen

Alles Jammern hilft nicht, wir müssen den ganzen Weg zurück bis zur Abzweigung und somit 5 km bei dem Sauwetter mehr laufen. Die „Freude“ ist natürlich riesig und so stapfen wir lustlos und frustriert im strömenden Regen den rutschigen und aufgeweichten Weg nach Chanaz.
Schon wieder Matsch

Schon wieder Matsch

Land in Sicht

Land in Sicht

Im Ort selber ist von den angeblichen 150.000 Touristen jährlich nicht viel zu sehen. Alle Kneipen sind fast leer bzw. geschlossen und so ergattern wir ohne Probleme einen Tisch auf der Terasse im Dorfgasthof (keine Innenplätze). Es tropft durch die Markisse während wir erstmal Gemüsequiche, Wurst/Schinken/Käseplatte und Himbeerkuchen futtern. Der Mostwein schmeckt ausgezeichnet und der Alkohol wärmt.
Es gießt jetzt in Strömen. Fred, ein einsamer österreichische Pilger auf der Flucht vor seiner 3. Ehefrau, wird sofort von uns an den Tisch eingeladen. Gesellschaft tut immer gut und wir ratschen, essen und trinken. Unser Pilgerfreund läuft von Wien bis Santiago, mit seinen 67 Jahren wahrlich eine stolze Leistung. Ein kurzes Adieu und schon ist er wieder on the Road. Buen Camino, Fred.
Wir brechen wenig später auf und der steile Anstieg auf dem unbefestigten Weg nach Le Poisat wird mit Mühe geschafft. Dem Himmel sei Dank, der Regen hört auf und die Sonne kommt heraus.
Wunderbare Natur

Naturgewalten

Klettern wie die Gämsen

Klettern wie die Gämsen

Trotz Umweg lachen wir noch

Noch lachen wir

Durch Wiesen und Weingärten geht es jetzt nach Montagnin und die langen, einsamen Wegabschnitte machen einfach Freude und geben Zeit zum Nachdenken. Dabei gibt es immer was zu entdecken, wilde Bienenvölker am Waldesrand, die schroffen Bergmassive des Dent du Chat an dem wir entlanglaufen, Greifvögel am Himmel oder unberührte Wildblumenfelder. Einfach traumhaft.
Das Auf und Ab der letzten Kilometer schlaucht, hier einen Weinberg runter – da eine Wiese wieder hoch, aber mit Jongieux in Sichtweite geben wir nochmals Gas. Zu unserer Freude gibt’s in der Dorfkirche, bzw. im Bürgerhaus gegenüber mal wieder einen Pilgerstempel und nach wenigen Metern sitzen wir schon bei Madame Arlette mit einem gut gekühlten Heineken im Garten.
Was für ein Ausblick?

Was für ein Ausblick?

4 Gedanken zu “Tag 16, von Serrières-en-Chautagne nach Jongieux le Haut (28 km, 360 HM ⬆, 120 HM ⬇)

  1. Ihr seid echt super! Auch Eure schönen Bilder sind ein Genuss…
    Freu mich immer von Euch zu lesen! Vielen Dank – echt bemerkenswert, was ihr zusätzlich zum gehen noch alles auf die Beine stellt… Wie geht es denn den Füßen? Und wie bekommt ihr die Schuhe trocken?
    Herzliche Grüße!!!!

  2. Hallo Ihr Lieben,
    unsere Bewunderung für euch ist mal wieder grenzenlos und wir begleiten euch auf eurem Pilgerpfad zumindest virtuell mit Begeisterung! Allerdings müssen wir feststellen, dass Ihr dem Wetter nach wohl keine „Engel“ zu sein scheint, sagt man doch: …wenn Engel reisen… 🙂
    Wir wünschen euch jedenfalls, dass euer Humor weiterhin erhalten bleibt, sieht man doch immer lachende Gesichter auf den Fotos!
    Alles Gute und HERZliche Grüße
    vom Team der Kardiologie Klinik St. Irmingard, insbesondere von
    Dr. Ulrich Hildebrandt, Doris Lederer und Rosemarie Reiter

  3. Immer noch besser, als vom Wasser eingeschlossen! Hoffentlich bleiben eure Füsse heute trocken und vom Schlamm verschont.

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